Hier die Antwort von Jessica Klug im Wortlaut. Die Antwort finden wir vernünftig und möchten sie deshalb nicht vorenthalten.
"Sehr geehrter Herr Rauch,
Sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes,
zunächst einmal möchte ich mich bei Ihnen für die Informationen bedanken, welche Sie mir im Rahmen dieser Umfrage zum Thema B26n zukommen ließen. Auch für die Terminangebote danke ich Ihnen, die ich aufgrund meines bereits voll durchgeplanten Terminkalenders bis zur Wahl am 26.9. nicht wahrnehmen konnte. Gerne greife ich auch danach noch auf einen solchen Termin zurück. Denn genau dieser Einblick in die Interessenlage trägt zu meinem Anspruch einer ideologiefreien, sachbezogenen und mehrheitsverträglichen Politik bei. Genauso im Übrigen wie es der Einblick in das Argumentationsgefüge der Befürworter der B26n tut.
Wie Sie wissen, insbesondere Sie, Herr Rauch - wir haben uns ja in Lohr persönlich angetroffen - bin ich aktuell während des Wahlkampfes zu großen Strecken mit dem Lastenfahrrad unterwegs. Mit meiner Familie betreiben wir außerdem- ich kenne es von klein auf nicht anders - Streuobsternte im Nebenerwerb. In meinem Stiefvater erlebe ich seit 17 Jahren einen passionierten Imker. Ich bin passives Mitglied im Bund Naturschutz seit 2017, quasi von Geburt an aktives Mitglied im Wasser- und Bodenverband Eisenbach „Hardt“, Gründungsmitglied der Mirabellenjugend Eisenbach (2020) und Vorstandsmitglied bei den Naturfreunden Eisenbach ebenfalls seit 2020. Auch beim VCD habe ich eine Mitgliedschaft und habe dort bis kurz vor dem ansteigenden Wahlkampfstress ein Beisitzeramt im Kreisverband AB-MIL aktiv begleitet. Im Landkreis Miltenberg engagiere ich mich seit meiner Wahl in den Kreistag in einer (noch nichtöffentlichen) Arbeitsgruppe zur Zukunft der Mobilität im Landkreis. Dabei geht es insbesondere auch um die Etablierung von Sharing-Angeboten. Sie sehen also, in meinem Leben spielt der Naturschutz eine große Rolle und ich setze mich voller Überzeugung für einen zukunftsfähigen Mobilitätsmix ein.
Gleichzeitig wuchs ich in einer Straße auf, die (lediglich) parallel an einer Bundesstraße entlang führt und kann die Belastung der Anwohner in den besonders belasteten Ortschaften entlang der B26 sehr gut nachvollziehen. Das Ignorieren dieser Anliegen halte ich für genauso verwerflich wie die scheinbar stark ungerecht verteilte Finanzierung von Straßenausbau im Vergleich zu Investitionen in den ÖPNV durch den Bund.
Wir müssen den Einklang der Gesamtheit aller Interessen als Maxime für unser Handeln ansehen und dabei solidarisch, verständnisvoll und fair unterschiedliche Anliegen zusammenbringen.
Das Projekt B26n ist komplex und vielschichtig und betrifft eine Vielzahl an Gemeinden auf höchst unterschiedliche Weise.
Ein Urteil schlichtweg mit „Ja“ oder „Nein" zu treffen, bei dem es um die Zukunftsfähigkeit des Landkreises geht, erlaubt mir alleine schon meine aktuelle Position nicht. Dazu hatte ich als ehrenamtliche Politikerin bislang nicht ausreichende Möglichkeit, das Thema objektiv zu prüfen. Daher möchte ich Ihnen einen anderen Vorschlag machen: Statt mit „Ja“ oder „Nein“ auf Ihre Frage zu antworten, ob ich im Fall meiner Wahl gemeinsam mit Ihnen gegen den Stopp der B26n eintreten würde, möchte ich ihnen auf folgendes Versprechen ein klares „Ja“ geben:
[X] Im Fall meiner Wahl werde ich Ihre Position und Fakten aus Ihren Recherchen sowie die Stimmen Ihrer Mitglieder und Anliegen derer, die Sie vertreten, genauso hören und an einen Tisch bringen wie diejenigen, die beim „Status quo“ um eine Entlastung ringen.
[X] Im Fall meiner Wahl werde ich mich dafür einsetzen, dass die Finanzierungsinstrumente des Bundes zu einem gesunden und zukunftsfähigen Mobilitätsmix beitragen
Auch wenn ich aus genannten Gründen Ihre Frage weder mit „Ja“ noch mit „Nein“ beantworten kann, können Sie meine Einstellung sicher nicht als „nicht interessiert“ bewerten.
Ich hoffe auf faire und gute, weitere Zusammenarbeit und danke Ihnen dafür im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Jessica Klug"