Karlstadt schläft bei B26n
...während woanders Mahnfeuer gegen die B26n brennen ...
Gemeinsame Pressemeldung der Stadtratsfraktion der Grünen, der Freien Wähler-Stadträte Gunter Müller und Edgar Ehrenfels, der Ortsgruppe Karlstadt der Bürgerinitiative gegen die B26n und des Vorsitzenden der Kreisgruppe des Bund Naturschutz Erwin Scheiner.
„Karlstadt schläft in Sachen B26n. Die Stadt gibt damit die Möglichkeit ihrer verkehrlichen Entwicklung aus der Hand“, ist sich Katharina Vautrin-Hofmann, von der Karlstadter Ortsgruppe der Bürgerinitiative gegen die B26n sicher. „Im Moment läuft noch bis zum 12.11.2021 die „Beteiligung der Öffentlichkeit im Planfeststellungsverfahren zum 1. Bauabschnitt der B26n zwischen Arnstein und Müdesheim. Die Stadt Karlstadt hat sich bisher jedoch überhaupt noch nicht mit einer eigenen Stellungnahme beschäftigt.“
Dies stößt auch bei Grünen-Stadtrat Armin Beck, der auch stellvertretender Vorsitzender der Bürgerinitiative ist, auf Unverständnis: „Am 26.04.2018 und am 19.02.2020 hat der Stadtrat einen klaren Beschluss gefasst, dass die Stadt vom Staatliche Bauamt angesichts der Zunahme der Verkehrsströme durch den Bau der B26n bei Arnstein (1. Bauabschnitt) …. fordert , konkrete Vorschläge für die Entlastung der betroffenen Ortsdurchfahrten und der Ertüchtigung des nachgeordneten Verkehrsnetzes zu erarbeiten. (vgl: Stadtratsbeschluss).
Da das Staatl. Bauamt jetzt die Planfeststellungsunterlagen für den Straßenabschnitt bis Müdesheim vorlegt, ist nicht klar wie lange es dann bei diesem Bauabschnitt bleibt und wie die konkreten Planungen im Raum Karlstadt aussehen. Die Stadt hätte schon deswegen jetzt eine Stellungnahme im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens abgeben müssen. Wenn der erste Bauabschnitt verwirklicht ist, haben wir den Mehrverkehr und nur noch geringen Mitwirkungsspielraum.“
Die B26n-Gegner sind sich einig, dass die Stadt genug Gründe für Einwendungen hätte.
Für die Grünen-Stadträte sind die brennenden Themen u.a. Schulweg-Sicherheit und die Gesundheit der Bürger. Der erste Bauabschnitt bei Arnstein wird bereits Mehrverkehr auf die B26 bei Karlstadt bringen und damit auch auf die Ortsdurchfahrt von Stetten und die Arnsteiner Straße. Nach Prognosen des Staatlichen Bauamtes handelt es sich dabei um Mehrverkehr von 700 Kfz pro Tag, davon 100 LKWs. Stadträtin Anja Baier sieht hier eine Gefährdung der Kinder, die auf ihrem Schulweg die Arnsteiner Straße überqueren, bzw. dort entlang gehen müssen. Sie moniert außerdem: „Lärm ist ein Stressfaktor, der krank machen kann. Mehr Verkehr auf den Straßen bedeutet noch mehr Lärm für bereits jetzt schon belasteten Anwohner in der Ortsdurchfahrt von Stetten, in der Arnsteiner Straße und den Wohngebieten Wurzgrund und Am Stadion. Schon deswegen hätte die Stadt zumindest darauf bestehen müssen, dass bei Baubeginn in Arnstein geklärt ist, dass Karlstadt hier keine Mehrbelastung erfährt.
Die Unsicherheit, ob, wie und wann der Abschnitt von Müdesheim bis Karlstadt gebaut wird, ist für Armin Beck ein Eingriff in die kommunale Selbstbestimmung und Planungshoheit der Stadt: „Die Planungen, die das Staatl. Bauamt bei der Bürgerversammlung im Dezember 2019 vorgestellt hat, zeigt deutlich die Schwachstellen. Karlstadt letzte Fläche um eine Wohngebiet auszuweisen ist das Hirschfeld. Dies würde, wenn der B26n-Zubringer wie dort gezeigt geführt würde, nicht nur von eine Straße mit 13.000 Kfz und 1.000 LKW täglich beeinträchtigt. Die Anbindung des Zubringers an die B26 und die Zufahren zur Mülldeponie und zum Gewerbegebiet Hammersteig würde das künftige Wohngebiet vollständig von überregionalem Verkehr mit hohen Verkehrsaufkommen umschlossen. (https://www.b26neu.de/2019/12/buergerversammlung-karlstadt-informationen-zum-aktuellen-planungsstand/)
Für die Grünen, die sich seit geraumer Zeit für die baldige Umsetzung eines Radwegenetztes in Karlstadt einsetzen, ergeben sich auch hier Konfliktpunkte. Stadtrat Wolfgang Tröster sieht hier z.B. die Verbindung zu den Einkaufsmärkten am Hammersteig gefährdet, weißt außerdem auf den für die Radler gefährlichen Mehrverkehr auf der Arnsteiner Str. und der Karolinger Brücke hin.
Auch die beiden Freien-Wähler-Stadträte Edgar Ehrenfels und Gunter Müller stehen dem Projekt B26n seit Jahren kritisch entgegen.. Die beiden Karlburger haben dabei einen besonderen Fokus auf ihren Stadtteil. Auch sie fürchten den Mehrverkehr auf der Karolinger Brücke, die von vielen Karlburgern zu Fuß oder mit dem Fahrrad genutzt wird. Dort sollen nach Fertigstellung des 2. Abschnittes bis Karlstadt täglich durchschnittlich 12.200 Kfz, davon 1.100 LKW fahren. Stadtrat Müller fordert daher zur Sicherheit der Bürger:innen eine separate Fußgänger- und Radfahrerbrücke an der Karolingerbrücke „Es wird deutlich mehr LKW- Verkehr als heute auf der B27 Richtung Würzburg und Richtung Lohr unterwegs sein. Wir befürchten eine massive Beeinträchtigung der Wohnqualität am südlichen und westlichen Karlburger Ortsrand.“ Planungen von Schallschutzmaßnahmen auf der Karolinger Brücke stehen die beiden kritisch gegenüber, reflektiert doch die Felswand des Kalbensteins bei Westwind heute schon den Schall aus dem Maintal.
Erwin Scheiner vom Bund Naturschutz s und Katharina Vautrin-Hofmann, lehnen die Planungen zu B26 komplett ab. „Das 40 Jahre alte Dinosaurierprojekt B26n passt nicht mehr in unsere Zeit. Die Straßenplaner haben sich nicht einmal bemüht Aussagen zu den Auswirkungen des Projekts auf das globale Klimageschehen oder vom CO²-Verbrauch durch den Bau zu machen. Die artenschutzrechtlichen Untersuchungen für den 1. Bauabschnitt waren mehr als dürftig. Artenschutz und Klimaschutz sind brennende Themen, die bei der Bewertung des Projekts unbedingt mit einfließen müssen. Die Stadt Karlstadt hat Verantwortung für ihre Wohn-, Naherholungs- und Waldgebiete und sollte sich schon deshalb frühzeitig und intensiv mit dem beschäftigen, was da auf uns Karlstadter*innen zukommt.“ so Scheiner.
Bund Naturschutz und Bürgerinitiative haben ihre Mitglieder aufgefordert, im Planfeststellungsverfahren zum 1. Bauabschnitt Einwendungen abzugeben. Informationen dazu und Muster sind auf der Homepage der Bürgerinitiative www.b26n.org zusammengestellt und einsehbar. Mitgliedsgemeinden wie Partenstein, Frammersbach, Rechtenbach und Steinfeld und Gemeinden aus dem Würzburger Westen haben ihre Einwendungen bereits an die Regierung von Unterfranken geschickt.
„Durch den Bauabschnitt 1 sollen nach Schätzungen der Straßenbauer 700 Fahrzeuge, davon 100 LkW zusätzlich nach Karlstadt auf die B26 kommen. Der Bundesverkehrswegeplan sieht vor, dass die B26n bis 2030 bis Karlstadt gebaut werden soll. Den Prognosen der Straßenplaner folgend, bedeute dies für Karlstadt: 450m von Heßlar entfernt fahren 10.900 Kfz davon 1.100 LKW jeden Tag; das Naherholungsgebiet Saupurzel wird von Straßen zerschnitten; auf der B27 aus Eußenheim kommend fahren jeden Tag 8.200 Kfz, davon 1.000 LKWs mehr als ohne B26n Richtung Karlstadt, auf der Karolinger Brücke 5.500 Kfz davon 900 LKW mehr.
Der Verkehr in Mühlbach nimmt um 500 Kfz davon 100 LKW zu in der Laudenbacher Heldtstraße sind es 400 KFZ jeden Tag mehr. ( https://www.b26neu.de/wp-content/uploads/2021/03/Verkehrsmengen_Bauabschnitt2.pdf) “ analysiert Vautrin-Hofmann. „Ob man diese Zahlen glauben mag, bleibt jedem selbst überlassen. Klar ist, dass es in Karlstadt jede Menge Mehrverkehr gibt. Dieser Mehrverkehr wird in Karlstadt deutlich hör- und spürbar sein. Wir Karlstadter sollten unsere Bedenken gegen das Projekt dringend bereits jetzt im Planfeststellungsverfahren des 1. Bauabschnittes deutlich machen.“
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